25.07.2021 Wo gehobelt wird, fallen Späne...

Die Nacht wurde unterbrochen, als gegen Mitternacht ein lautes Husten an unsere Ohren drang und den Elterntieren sofort nichts Gutes schwante. Mit den Worten „ich will ins große Bett" wurde der Papa kurzerhand ins Kinderbett verbannt. Gegen 8Uhr erwachten wir (von allein!). Die dunkle Vorahnung bewahrheitete sich, als Anni den ersten Satz sprach - und klang, als hätte sie mit einem Reibeisen gegurgelt.

Wahrscheinlich hatte unsere Platznachbarin das Gleiche probiert, die nur eine knappes, leises "Morgon" herausbrachte, während sie die 6 leeren Jägermeisterflaschen im Altglas entsorgte.

Das Pubertier schien ebenfalls einen Kater oder auch einfach nur den morgendlichen Kurzschluss der Klingeldrähte im Kopf zu durchleben, da es ausser Motzen und Nölen nichts mit sich anzufangen wusste. Verstärkt wurde das Ganze noch von der allergischen Reaktion auf die gemeine schwedische Campingmücke.

Die bösen Adiletten unter dem Wohnwagen bescherten dem Muttertier im gleichen Zeitfenster beim Treff von Kopf und offenem Küchenfenster ein schmerzhaftes Andenken. Bloß gut, dass das Fenster etwas nachgiebig ist *da gibt es doch so einen Spruch mit dem Klügerem*... Zugunsten der verbliebenen Gesundheit cancelten wir den geplanten Besuch des Hafens und genossen ein ausgiebiges Frühstück.

Beim Zusammenräumen hatte dann zumindest noch eine Person Spaß, auch wenn dies ziemlich unfreiwillig das Ergebnis des nur Sekunden dauernden Kampfes mit dem faltbaren Wassereimer war.

Beim Verlassen des Zeltplatzes stellen wir abermals fest: Camper sind auch nur Menschen. Der augenscheinliche Neucamper entleerte seine Toilette, beugte sich mit den Worten „Jesus Maria" über das Waschbecken daneben und erbrach sich.

Unser erster Zwischenstopp führte uns ins ICA Maxi nach Mellbystrand. Brot und Wasser waren zur Neige gegangen und der alljährliche Großeinkauf der schwedischen Leckereien stand ohnehin aus. Welch` Glücksgefühle die Aufschriften Lindex und Kappahl beim Muttertier weckten... unbeschreiblich.

Ein Vorwand für einen kleinen Abstecher in die Klamottengeschäfte war schnell gefunden: die Kinder brauchen Sachen für die kalte Jahreszeit! Um einige Kronen ärmer, dafür mit Beutel voller zuckersüßer Sachen verließen wir die Geschäfte und erledigten endlich unseren Lebensmitteleinkauf.

Es muss der hochverehrte Leser wahrscheinlich nicht explizit darauf hingewiesen werden, welchen Anteil die Godis dabei einnahmen. Anschließend holten wir die notwendige Medizin für die Kinder (Antiinsektenbissalbe und Nasenspray) in der Hoffnung, dass sie gut und vor allem schnell wirken.

Voll bepackt mit toll Sachen, die das Leben schöner machen, setzten wir unsere Tour fort und hielten zum Mittag nur wenige Minuten später auf dem Rastplatz. Nur 36 Stunden sollte es dauern, bis wir zum ersten Mal in diesem Urlaub das schwedische Nationalgericht auf dem ausgeklappten Campingtisch neben der Autobahn stehen hatten. Ein riesengroßes Veggieregal im ICA bot die bisher besten veganen Hackbällchen, von denen sich die deutschen Firmen echt mal eine Scheibe abschneiden sollten (kommt auf die Importliste!).

Der Weg führte uns nach dem Essen gegen 14.30Uhr bei 28,5 Grad und Sonnenschein weiter Richtung Göteborg und dem heutigen Endpunkt Särö. Endlich wandelte sich die Landschaft von weitläufig und flach zu Berg und Tal, hindurch zwischen Felsen und Nadelwäldern. Der Blick auf die Landkarte hatte Särö als Ort mit der geringsten Distanz zwischen Autobahn und Meer angezeigt. Unser Lager schlugen wir am hiesigen Golfplatz auf - mit einem bezaubernden Blick in die Bucht. Wir taten es den Lemmingen gleich und folgten den Massen bepackt mit "Fika-Utensilien" Richtung Meer.

Nach einem kurzen Abenteuerspaziergang über Holzstege einer Achterbahn gleich, brüchig und mit fehlenden Trittbrettern fanden wir unseren Badeplatz mit meterweitem seichten Meereszugang.

    

Mit Wassertreten, Muscheln und Steine sammeln, sowie Tiere beobachten ließen wird den Tag am Wasser ausklingen.

  

Natürlich mussten die Mädels nochmal ihr Glück auf die Probe stellen: Anni testete den Straßenbelag mit ihren Knien und Lina die Wohnwagenkupplung mit dem gleichen Körperteil. Nun haben beide ein Pflaster an der gleichen Stelle. Wenn das keine Geschwisterliebe ist...

Fazit des Tages:

  • 10 geplatzte Reifen, 2 Dachse, 1 Fuchs, 1 Kaninchen und diverses Hackfleisch *allesamtfurchtbarmüde* auf 170km sollte man lieber nicht hochrechnen
  • Die haben die Godis-Tüten kleiner gemacht! Wie albern ist das denn?!
  • Der Dialekt an der Südwestküste klingt wie unser Kölsch. 
  • Nicht Alle jungen Schweden sprechen Englisch (was hies nochmal Beutel...)
  • Deutsche erkennt man am Kleidungsstil #dasistkeinKompliment
  • Schwedische Apotheken haben ein Kinderregal #toll
  • Wo kein Wald steht, ist ein Golfplatz
  • Nachos stehen hier im Regal für Grillgut. Endlich hat`s mal Jemand erkannt.
  • Erkältungstee für Kinder kennt man hier nicht

 

 

Etappenstart: 10.45 Uhr in Torekov

Etappenende: 16.00 Uhr Särö (Golf Club Särö)

Etappenstrecke: 171 km

Das gab`s zum Mittag: Köttbollar mit Snabbmakarona auf einem Ketchup-Käsebett

Schlafenszeit: 22.20 Uhr Joah....Und bei Euch so? #GodisundNachosmachenallesbesser

Wetter: ca. 28 Grad Sonne mit kleinen Schäfchenwolken, zum Abend leicht bedeckt

 Woran merkt man eigentlich, dass man berufsgeschädigt ist?

Wenn man bei HBF, GDP oder BPA auf Nummerschildern keine Verbindung zu schwedischen Orten herstellt…

 

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